Im Sinne der Vorsorge schaue ich mir in der Ordination häufig auch Gefäße von jüngeren Menschen an, die eigentlich gar keine Patienten sind, sondern lediglich zu einem Routine-Check kommen. Das Ergebnis ist oft unerwartet, da ich schon bei 40 jährigen immer wieder Gefäßveränderungen im Sinne von Wandverdickungen (das sind Vorstufen von sog. Plaques bzw. Verkalkungen) finde. Aber ist das wirklich so überraschend?
Die Medizin hat sich in den letzten Jahren vermehrt Gedanken über Prävention gemacht, dazu sind die Ultraschallgeräte, die man für schmerzlose Gefäßuntersuchungen benötigt, viel genauer geworden. Man kann heute bis auf 1/10 Millimeter in die Gefäßwand hineinschauen.
Es gibt nun ausreichend Daten die belegen, dass die Gefäßwandveränderungen, die letztlich zu Herzinfarkt oder Schlaganfall führen, sich über Jahrzehnte langsam und nachvollziehbar entwickeln, und es gar kein Zufall ist, wer schließlich mit 70 Jahren so eine Krankheit erleidet. Laut Statistik Austria sind 2016 rund 43% der Österreicher an einer kardiovaskulären Todesurasche (also v.a. Herzinfarkt und Schlaganfall) verstorben. Das ist fast jeder Zweite, es geht uns also alle etwas an!
Man kann Frühveränderungen der Gefäße oft schon 30 Jahre vorher oder sogar noch früher beobachten. Manche Experten sprechen von ersten Veränderungen in der Jugend. Was ist schuld an diesen Gefäßveränderungen? Es sind Risikofaktoren wie Rauchen, hoher Blutdruck (Stress!), ein hoher Cholesterinspiegel (v.a. das „böse“ LDL-Cholesterin), unerkannter (und unbehandelter) Diabetes aber auch genetische Faktoren (Familien in denen bereits Eltern frühzeitig einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben). Was tun?
Man muss sich auch als junger Mensch vor Augen halten, dass man selbst betroffen sein kann und sollte rechtzeitig einen medizinischen Check durchführen lassen. Risikofaktoren wie hohes Cholesterin können auch schon bei Jugendlichen vorliegen. Hoher Blutdruck kommt dann oft mit stressigem Berufsalltag oder bei Frauen häufig mit der Menopause dazu. Das Leben ist sehr schnell geworden, zu schnell. Einige kompensieren das mit Nikotin oder Alkohol. Wichtige familiäre Verpflichtungen verhindern in der Freizeit regelmäßige sportliche Aktivität. Auch die Ernährung spielt eine große Rolle. Man darf Risikofaktoren trotzdem nicht ignorieren. Lassen Sie Ihre Gefäße checken, besser spät als nie. Falls Gefäßveränderungen vorliegen, sollten Sie Ihre Risikofaktoren mit dem Arzt analysieren. Rechtzeitige Lebensstiländerungen, aber wenn notwendig auch eine Behandlung mit Tabletten, können die Veränderungen an Ihren Gefäßen stabilisieren und schwerwiegende Folgeerkrankungen so verhindert werden!