Brustkrebs ist ein bösartiger Tumor der Brustdrüse und in Österreich die häufigste Krebserkrankung der Frau. Jede achte Frau in Österreich erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Neuerkrankungen nicht zugenommen. Erfreulicherweise ist die Prognose der Brustkrebspatientinnen in den letzten Jahren besser geworden; dies ist einerseits auf Vorsorgeprogramme und genauere Untersuchungstechniken und andererseits auf neue Therapien zurückzuführen.
Das durchschnittliche Alter bei Diagnosestellung beträgt etwa 64 Jahre, Frauen unter 35 Jahre erkranken sehr selten. Bei Frauen über 70 Jahre sind die Erkrankungsfälle wieder rückläufig. Je jünger eine Frau bei der Erstdiagnose ist, umso aggressiver ist jedoch meist der Verlauf der Erkrankung.
75% aller Brustkrebserkrankungen treten bei Frauen ohne Risikofaktoren auf. Die zwei wichtigsten Risikofaktoren sind das Alter (ab dem 35. Lebensjahr beginnt das Risiko zu steigen) und die familiäre Belastung (ist bereits jemand in der Familie erkrankt, ist das Risiko erhöht). Etwa 10% der Brustkrebserkrankungen treten familiär gehäuft auf; hierbei kann es zum Auftreten der sogenannten Brustkrebsgene BRCA1, BRCA2 aber auch anderen selteneren Genveränderungen kommen. Weitere Risikofaktoren, sind eine frühe Menarche (< 11 Jahre), eine späte Menopause (> 54 Jahre), Kinderlosigkeit oder späte erste Schwangerschaft, Einnahme der Antibabypille, Hormonersatztherapie in den Wechseljahren, übermäßiger Alkoholkonsum, Übergewicht und Bewegungsmangel.
Früherkennung durch Vorsorge
Früherkennung ist einer der wichtigsten Faktoren bei der Thematik Brustkrebs. In Österreich gibt es seit 2014 ein kostenfreies Brustkrebsfrüherkennungsprogramm, welches Frauen zwischen dem 45. und 69. Lebensjahr alle 2 Jahre schriftlich zu einer Mammographie (inklusive Ultraschalluntersuchung der Brüste und der Achselhöhlen) einlädt. Hierfür kann man einfach mit der e-card (ohne Überweisung) in ein qualitätszertifiziertes Röntgeninstitut (eine Liste der teilnahmeberechtigen Röntgeneinrichtungen ist unter www.frueh-erkennen.at abrufbar) gehen, das Mammographien im Rahmen des Österreichischen Früherkennungsprogramms durchführt. Frauen zwischen 40 und 44 Jahren sowie Frauen über 70 Jahre müssen sich vorher zum Früherkennungsprogramm anmelden, und können dann ebenso alle zwei Jahre zur Früherkennungsmammographie gehen.
Sollte es eine medizinische Begründung (wie zum Beispiel ein selbst-ertasteter Knoten, Veränderungen an der Haut, der Brustwarze oder Ähnliches) geben, oder ein familiär erhöhtes Risiko für Brustkrebs vorliegen, dann kann selbstverständlich eine Mammographie außerhalb des Vorsorgeprogramms durchgeführt werden. Hierfür ist jedoch eine Überweisung vom Facharzt für Gynäkologie und Frauenheilkunde oder Innere Medizin erforderlich.
Wichtige Selbstuntersuchung!
Neben der Mammographie stellt das Abtasten der Brust (ein Mal pro Monat Abtasten der eigenen Brüste/Achselhöhle sowie ein Mal pro Jahr beim Gynäkologen) einen wichtigen Faktor in der Brustkrebsfrüherkennung dar.
Was tun, wenn nun ein Verdacht auf Brustkrebs besteht?
Bei einem geringen Prozentsatz aller Vorsorgeuntersuchungen zeigt sich schließlich ein auffälliger Befund. Dies bedeutet zumeist, dass eine weitere Abklärung mittels Entnahme einer Gewebeprobe (eine sogenannte Biopsie) erforderlich ist. Hierfür wird Ihnen Ihr Röntgeninstitut ein kooperierendes Krankenhaus oder einen Arzt (bevorzugter Weise ein zertifiziertes Brustgesundheitszentrum, einen Radiologen oder einen Facharzt für Gynäkologie und Frauenheilkunde) empfehlen, die hierauf spezialisiert sind.
Diagnose Brustkrebs – wie geht es weiter?
Sollte sich die Verdachtsdiagnose letztlich bestätigen, dann wird das Leben der Betroffenen von heute auf morgen auf den Kopf stellt. Unendlich viele Fragen tauchen auf. Angst, Unsicherheit, Scham und Sorgen sind mitunter die ersten Gedanken.
Oftmals ist im Rahmen des ersten Gespräches mit dem behandelnden Arzt (das kann sowohl ein Gynäkologe als auch ein Chirurg oder ein Onkologe sein) aufgrund der Unmenge an organisatorischen Angelegenheiten (wie Terminvereinbarungen für weitere Untersuchungen, Planung und Aufklärung für eine eventuelle Operation oder Chemotherapie) nicht ausreichend Zeit, um über -mindestens genauso wichtige- zwischenmenschliche Themen zu sprechen. Angst vor der Ungewissheit: was kommt auf mich zu?, was kann mir schlimmstenfalls noch passieren?, wird mir die Therapie helfen?, wie werde ich die Operation/Therapie vertragen? Gedanken hinsichtlich „sichtbarer Veränderungen“ wie Haarverlust, Teil-/Totalentfernung der Brust oder Narben sind nur ein paar wenige Themen, die Frauen in diesem Moment durch den Kopf gehen.
Meine langjährige Erfahrung mit Brustkrebspatientinnen zeigt mir jeden Tag aufs Neue, dass (fast) alle Frauen durch die Diagnose einer Brustkrebserkrankung in eine Ausnahmesituation kommen. Durch ein einfühlsames, kompetentes Gespräch können den Patientinnen viele Ihrer Sorgen gemildert oder bestenfalls genommen werden. Die Österreichische Krebshilfe bietet beispielsweise seit nunmehr 15 Jahren im Rahmen der sogenannten „Pink Ribbon“ – Aktion kostenlose und anonyme Beratungen von Erkrankten, aber auch deren Familienangehörigen an (www.pinkribbon.at, www.krebshilfe.net).
Aber: 90% aller Brustkrebserkrankungen sind heutzutage zum Zeitpunkt der Erstdiagnose im Frühstadium – und haben damit eine sehr gute Prognose! Beim frühen Brustkrebs ist der Tumor auf die Brust begrenzt, und hat sich nicht auf die Lymphgefäße in der Achselhöhle oder auf den restlichen Körper ausgebreitet; es liegen zum Diagnosezeitpunkt also keine Metastasen (= Tochtergeschwülste) vor. Das Ziel der Behandlung ist – neben der Operation des Tumors – eine Verhinderung der Ausbreitung der Krebszellen auf den restlichen Körper. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es jedoch oftmals langwieriger, belastender Therapien.
Hinsichtlich der Operation ist das Ziel eine sogenannte „Brusterhaltende Operation“ (hierbei wird lediglich der Brusttumor mit einem gewissen Sicherheitsabstand entfernt), welche genauso „sicher“ ist wie eine komplette Entfernung der Brust. Nach einer brusterhaltenden Operation ist jedoch praktisch immer eine Nachbestrahlung der Brust und gegebenenfalls der Achselhöhle erforderlich.
Therapiemöglichkeiten beim frühen Brustkrebs
Die Antihormontherapie (umgangssprachlich oft auch als Hormontherapie bezeichnet) stellt seit vielen Jahren den Eckpfeiler der Therapie dar. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass es sich bei dem Tumor um einen sogenannten „Hormonempfindlichen Brustkrebs“ handelt (das wird im Zuge der Aufarbeitung der Gewebeprobe bestimmt, und in Form eines histologischen Befundes dokumentiert). Je nach Menopausenstatus werden unterschiedliche Medikamente (zumeist in Tablettenform, seltener auch in Form von Spritzen) verordnet, welche für die Dauer von fünf bis zehn Jahre eingenommen werden sollten.
Sollte sich in der Aufarbeitung der Gewebeprobe herausstellen, dass es sich um einen aggressiven Brustkrebs handelt, dann wird Ihnen Ihr Arzt möglicherweise eine Chemotherapie vorschlagen. Oftmals wird die Chemotherapie schon vor der Operation verabreicht, einerseits um den Tumor zu verkleinern, und andererseits um eine Ausbreitung der Tumorzellen auf den restlichen Körper zu verhindern.
Meine Aufgabe als Onkologin sehe ich dahingehend, dass ich Sie einerseits durch die oftmals sehr belastenden Zeiten der Behandlung Ihrer Brustkrebserkrankung begleite, und andererseits darin, dass ich Sie basierend auf meiner langjährigen, fachlichen Expertise bei Unklarheiten, Komplikationen bei allen Themen rund um Ihre Brustkrebserkrankung berate.
Dr. Verena Sagaster – Fachärztin für Hämatologie und internistische Onkologie in Wien